Die Wiedergeburt der Fischkonserve.

Im ersten Moment passen Konserven und Genuss nicht wirklich zusammen. Doch beim zweiten Blick versteht man, dass die Fischkonserve in Portugal Tradition hat und eine Delikatesse ist. Um hochwertige Produkte länger haltbar zu machen und vor Hitze zu schützen, hatte die Fischkonservierung in den 60er Jahren in Portugal ihren Höhepunkt.

In Lissabon sind die Fischdosen wieder hoch im Trend. Von Vintage Design bis modern ist alles dabei. Restaurants, die die unterschiedlichsten Dosen zum Verkauf anbieten, selbst Pop up Stores gibt es mittlerweile. Was vor vielen Jahren in Vergessenheit geriet, ist jetzt wieder angesagt.

Sardinen, Makrelen- und Thunfischfilets in bestem Olivenöl, Tomatensauce oder auch mal mit Kichererbsen in Spezialsauce. In die Dose kommen nur die besten Fische, fangfrisch, von Hand bearbeitet und verpackt. Tiago von Miss Can lernte ich

im letzten Jahr in Lissabon kennen. Den kleinen Laden, den er mit seiner Zwillingsschwester Barbara zusammen betreibt, entdeckte ich auf dem Weg zum Castelo de São Jorge.

Die Miss Can Petiscaria ist ein kleiner Laden, den man auf dem Weg ins Castelo eigentlich nicht verpassen kann. Mit zwei kleinen Tischen und Hockern vor der Tür lädt Miss Can zu einem Essen und Wein ein. Im Angebot gibt es fabelhaften Fisch und zwar aus der Konserve. Eine Delikatesse mal ganz anders.

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Hallo Tiago,
wie schön, dass wir uns wiedersehen. Bitte erzählt mir doch erst einmal von dir und deiner Schwester.

Was haben du und Barbara bislang beruflich gemacht, seit wann gibt es Miss Can und warum?

Tiago // Miss Can ist eine portugiesische Fischkonservenmarke, die seit 2013 existiert. Wir produzieren nach dem Rezept unserer Vorfahren, welches seit 1911

genutzt wird. Zu dieser Zeit gründeten unsere Vorfahren zwei der modernsten Fischkonservenfabriken Portugals. In den siebziger Jahren wurden viele Fabriken stillgelegt, aber die Geschichten und fotografischen Aufzeichnungen überlebten. Miss Can wurde vom Drang geboren, dieses charmante und potenzielle Geschäft wiederzubeleben. Wir sind Design- und Kommunikationsleute und die Fischkonservenindustrie war kein Teil unserer formellen Ausbildung, aber die Wahrheit ist, dass dieser Part ein Teil unserer persönlichen DNA ist, genauso wie der Unternehmergeist.

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Miss Can hat ein modernes Design und eine schöne Geschichte.

Könnt ihr mir über beides ein bisschen berichten und wieso Miss Can sogar bis nach Kopenhagen kam?

Tiago // Im Jahr 2015 haben wir den PNIC Portugal, einen Creative Portuguese Industries Award, gewonnen, mit dem wir Portugal beim CBC Creative Business Cup in Kopenhagen vertreten haben. Wir wussten, dass die Chance zu gewinnen, gegenüber den anderen 51 nationalen Gewinnern, die dort vorgestellt wurden, sehr gering war. Also entschieden wir uns, den Wettbewerb 12 Tage vorher zu beginnen und unsere kleine Verkaufsstelle, eine 24 Jahre alte Piaggio APE 50, von Portugal nach Kopenhagen zu fahren. Es ging durch portugiesische Gemeinden über

Hamburg nach Copenhagen und wurde eine sehr emotionale und epische Reise. Wir reisten mehr als 7.000 km durch 8 Länder und besuchten 19 Städte in 10 Tagen. An jeden Tag gab es Verkostungen, die es den Menschen ermöglichten, sich mit unseren Produkten vertraut zu machen. Dadurch bekamen wir neue Verkaufsperspektiven und konnten neue Vertriebswege eröffnen. Das war eine ganz schön heftige Reise. Am Ende haben wir die Arla Food Innovation Challenge – Kategorie Essen und Design – gewonnen und in diesem Jahr wurden wir auch unter den 12 kreativsten Unternehmen der Welt ausgewählt. Eine Auszeichnung, die noch nie zuvor für Portugal gewonnen wurde! Mit den beiden Auszeichnungen haben wir ein kleines Restaurant eröffnet, das Haus von Miss Can, genannt Petiscaria Miss Can, in der Nähe eines der meistbesuchten Punkte von Lissabon – Saint Jorge’s Castle. Das ist Miss Can DNA: Tradition, Abenteuergeist und Entdeckung.

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Was für Fische kommen bei Miss Can in die Dose, nach welchen Rezepten werden sie verarbeitet und wo werden die Fische gefangen?

Tiago // Miss Can verbindet Tradition, Kultur, Gastronomie und Design und fördert die portugiesischen Fischkonserven. Diese werden mit höchster Qualität hergestellt. Mit frischem Fisch, der täglich vor unserer Küste gefangen, manuell ausgewählt und

zubereitet wird, um den anspruchsvollsten Verbraucher zu überraschen. Diese Methode besteht darin, frischen Fisch manuell auszuwählen und ihn in Dampf vorzukochen. Diese Bemühungen machen unsere Dosen in Bezug auf Textur und Geschmack besonders, da sie sehr reich an Omega 3 sind. Aber mehr als nur innovative Verpackungen möchten wir eine typisch portugiesische Erfahrung schaffen, indem wir verschiedene Fischarten (Sardine, Makrele, Thunfisch, Kabeljau und Tintenfisch) in verschiedenen Gewürzen verwenden.

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Eine der Fischfabriken durfte ich in der Nähe von Porto besuchen.

Erzähl mir doch bitte, was das Besondere an der Verarbeitung eurer Dosen ist.

Tiago // Inspiriert von den Traditionen und der Geschichte der Familienkultur, haben wir uns für einen Konservenfischerzeuger entschieden, der die gleiche

Produktionsmethode wie unser Großvater verwendet, um die beste Qualität und das Beste zu garantieren, was Portugal zu bieten hat. Sie tun alles mit viel Sorgfalt und einer Einheitlichkeit. Neben der Fischqualität, die von vertrauenswürdigen Produktionspartnern gewährt wird, die verantwortungsbewusste Fangmethoden anwenden und alle internationalen Standards einhalten, möchten wir die portugiesische Erfahrung durch ein innovatives Konzept, das bereits national und international anerkannt und ausgezeichnet wurde, der Welt vorstellen.

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Was ist Fado, warum ist es mit Lissabon so verankert und was hat das Ganze mit Fisch zu tun?

Tiago // Was Fado so besonders macht, ist seine Einzigartigkeit! Im Allgemeinen singt der Sänger in der Fado-Musik über die harten Realitäten des täglichen Lebens und balanciert sowohl Resignation als auch Hoffnung, so dass es eine Lösung für seine Qualen geben kann. Es kann mit dem portugiesischen Wort „saudade“ beschrieben werden, was „Sehnsucht“ bedeutet und für ein Gefühl des Verlustes

steht. Dieser Verlust ist normalerweise ein dauerhafter oder langfristiger, wie er bei Fischern auf dem Meer aufgetreten ist. Die Varinas, die Fischerfrauen, blieben monatelang an Land und warteten darauf, dass ihre Männer zurückkehren würden. In diesem Moment spürten sie die „Saudade“ und sangen Fado-Lieder. Fado-Musik ist immer eine Zusammensetzung aus einer Fadista (Fado-Sängerin) eine portugiesische Gitarre, eine Viola und manchmal ein Bass. Eine unserer modernsten Fado-Sängerinen ist Cuca Roseta die wir im Clube de Fado hören konnten.

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Ihr beide kommt ja aus ganz anderen Arbeitsbereichen.

Was macht euch an Miss Can am meisten Spaß, wie sieht ein Tag in der Miss Can Petiscaria aus und was wünscht ihr euch für die Zukunft für Miss Can?

Tiago // Aus verschiedenen Bereichen zu kommen ist gut, um andere Ziele zu erreichen und hilft uns voranzukommen. In der Petiscaria treffen wir Freunde aus aller Welt, welche die Meerjungfrau, Miss Can besuchen und wir geben ihnen eine wahre portugiesische Erfahrung. Und das Gute ist, dass alle es lieben, genau wie wir. Für die Zukunft wollen wir sowohl mit unserem kleinen Geschäft als auch online wachsen.

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// Photos & Written by: Uta Gleiser

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