Winkel van Sinkel – eine Tankstelle in Hamburg wird Grün und ein Traum wahr..

Mit einem grünen Daumen bin ich leider nicht auf die Welt gekommen. Es gab wohl Gründe, warum ich als Kind nur eine Kakteensammlung hatte und die Finger von Mutters Orchideen lassen musste.
Seither fanden nur Pflanzen bei mir ein Zuhause, wenn sie kaum Pflege brauchten oder am besten gleich ganz ohne Wasser oder mit viel zu viel auskamen.

Zu meiner Freude eröffnete im Herbst 2016 Winkel van Sinkel. Ein kleiner Laden mit Kakteen, Airplants und Sukkulenten – quasi ein Geschäft mit einem urbanen Jungle für die eigenen vier Wände. Die Betreiberin Zelda bringt nicht nur mit dem Namen Winkel van Sinkel etwas Amsterdam-Feeling in die Hansestadt, sondern stellt junge Labels aus Holland vor und bestückt individuelle Terrarien. Ausgesuchte Keramik, Papeterie und viele schöne Dinge für den Haushalt oder einfach etwas zum Genießen, runden das Konzept von Zelda ab.

Normalerweise stelle ich auf Hamburgstories keine Läden vor, wenn nichts dabei ist, was selber produziert wird. Bei Winkel von Sinkel musste ich allerdings eine Ausnahme machen. Die Terrarien, die Zelda auf Kundenwunsch und ganz nach deren Bedürfnissen zusammenstellt, haben mich total überzeugt. Außerdem gibt es seit Kurzem eine weitere Lokation und die ist nun wirklich der Kracher. Eine ehemalige Tankstelle aus den 60er Jahren!

Vor den Grindel-Hochhäusern steht das beinah gläserne Gebäude und sieht fast imposant aus, denn mittlerweile gleicht die Tankstelle eher einem Gewächshaus. Der Ausdruck Urban Jungle passt hier perfekt. Wie alles mit Winkel van Sinkel begann und was es mit dem Namen auf sich hat, kann Zelda, die Betreiberin, am besten selber erzählen

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Hallo liebe Zelda.
An dieser Stelle muss ich erst einmal ein freudiges Juhuuu einwerfen, denn dank der Fragen über meine Lebensgewohnheiten und deiner Beratung, haben die empfohlenen Pflanzen bei mir ein neues Zuhause gefunden, die allesamt wachsen und gedeihen. Vielen lieben Dank dafür..und ich habe doch einen grünen Daumen!

Bitte erzähl doch erst einmal ein bisschen über dich, woher du stammst und was dein beruflicher Weg war, bevor es Winkel van Sinkel gab.

Zelda //Ich bin in einer deutsch-holländischen Familie groß geworden und durfte somit beide Kulturen kennen und lieben lernen. Meine Eltern sind großteils ihres Lebens selbstständig gewesen, mein Vater im Einzelhandel. So landetet ich freiwillig 🙂 nach dem beenden meiner Schule, als Auszubildende im Einzelhandelsunternehmen meines Vaters – der Cucinaria. Es folgten viele lehrreiche Jahre, die erste eigene Filiale, die ich aufbauen durfte und doch fühlte ich, dass ich noch nicht angekommen war. Ich entschied mich für ein Studium der Sozialökonomie und einem Werksstudentenjob bei Tchibo, um die Zusammenhänge des Einzelhandels besser verstehen zu können. Es folgten eine Ehe, zwei Kinder, Hausbau und alles was dazu gehört und die Erkenntnis, dass ich ein Autodidakt bin und wissenschaftliches Arbeiten nicht zu meinen Fähigkeiten gehört. Bevor ich die Diplomarbeit anfangen sollte,

beendete ich vorzeitig mein Studium ohne Abschluss – meine Ehe wollte nicht so, wie wir eswollten und so fing ein neuer Abschnitt an – alleine mit zwei Kindern, zurück in den Einzelhandel zu Lys Vintage, weil es der einzige Laden war, auf den ich Lust hatte, um dort zu arbeiten.
Als Mama mit zwei Kindern alleine im Alltag, muss man irgendwann seine Weichen stellen und entscheiden, ob man lieber bei den Kindern bleibt und ein sehr reduziertes Leben führt oder ob man Vollzeit arbeitet und sich beruflich so aufstellt, dass man, wenn die Kinder größer sind, eine gute Chance hat im Berufsleben aktiv mit zu wirken.  Ich entschied mich für Vollzeit und fing bei Blume 2000 online an, wo ich das Thema Pflanzen nicht mehr nur privat als Hobby ausführen konnte. Wer mich kennt, weiß aber auch, dass ich in Konzernstrukturen mich eher eingeengt fühle und so ließ ich meinen Vertrag auslaufen ohne Anschlußplan – und dann brachte mich meiner neuer Lebenspartner Andreas Feldenkirchen in die Fläche in der Wexstrasse, weil er den Atelier Teil eigentlich als Büro mieten wollte – doch als wir da gemeinsam standen, wußten wir beide, dass das für einen Concept Store die perfekte Fläche ist. Wir lieben beide den Einzelhandel – er ist nach jahrelanger Selbstständigkeit im Einzelhandel mittlerweile auf der Retail Beratungsseite gewechselt – und mein Herz hat nie aufgehört für den kleinen Einzelhandel zu schlagen. So entschied ich, wenn ich es jetzt nicht probiere mich selbstständig zu machen, dann werde ich mir das mein Lebenslang vorhalten – Also probierte ich es einfach aus und brachte all meine Erfahrungen, Wissen, Leidenschaften zusammen und so entstand mein Herzensprojekt Winkel van Sinkel mit.

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Vom Einzelhandel zur Arbeit im klassischen Konzernjob und wieder zurück.
Sich als Mutter von zwei Kindern selbständig zu machen – Chapeau!

Warum bist du dann doch in die Selbständigkeit gesprungen und wie lange hat es gedauert, bis Winkel van Sinkel die Türen öffnete?

Zelda //Einzelhandel hat eine ganz besondere Qualität. Die Arbeit ist super abwechslungsreich, wir haben so viele tolle Begegnungen mit Menschen und wir haben ein

Produkt, was wir anfassen können und wir können mit jedem Kunden etwas neues Schaffen – das ist mir super wichtig. Wenn ich täglich das Gleiche machen muss, langweilige ich mich schnell. Mir war es wichtig ein Leben neben den Kindern zu erarbeiten. Ich hatte viele Jahre in einer klassischen Rollenverteilung gelebt und ich wollte wissen, zu was ich alles fähig bin. Und ich brauchte einen Ort, an dem ich meine Kreativität und Ideen/Visionen umsetzten kann. Winkel van Sinkel ist jetzt dieser Ort. Nachdem ich die Fläche im Juni 2016 gesehen hatte, habe ich Nägel mit Köpfen gemacht und mit Hilfe des Gründungszuschusses der Agentur für Arbeit mich zum Anfang September 2016 selbstständig gemacht und Mitte Oktober 2016 still und leise die Türen von Winkel van Sinkel auf gemacht ohne zu wissen, was passiert.

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Warum wurden es zum Großteil Pflanzen und was ist die Geschichte zu eurem Namen?

Zelda // Ich habe einen Concept Store eröffnet, in dem Grünpflanzen ein fester Bestandteil sein sollten, neben vielen ausgewählten schönen Produkten, wie Schreibwaren, Accessoires, Lederwaren, Raumdüfte usw. So, wie es in vielen Amsterdamer Lifestyle Stores üblich war. Doch wir haben unseren Job bzgl. der Pflanzenberatung so schnell und so gut gemacht, dass immer mehr Menschen unsere Pflanzen wollten und so ist unser Gewächshaus heute voll mit

ganz vielen unterschiedlichen Arten um den unterschiedlichen Gegebenheiten unserer Kunden immer gerecht werden zu können.
Winkel van Sinkel ist für mein Geschäft genau der richtige Name, denn der Name bedeutet im übertragenden Sinne General Store, denn  Winkel van Sinkel war das aller erste Kaufhaus in den Niederlanden ca. 1835, welches von dem deutschen Herrn Sinkel damals gegründet wurde. Mit meinen deutsch holländischen Wurzeln und unserem sehr breiten Sortiment sind wir ein kleiner deutsch holländischer General Store, der den Hamburgern die Natur ins Haus bringt.

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Pflanzen waren also schon immer ein Thema. Besucht man deinen Laden, geht man immer mit einer tollen Beratung nach Hause. Ausserdem mit der Gewissheit, dass die Pflanzen auch eine reale Überlebenschance haben.

Wie kommt es, dass du solch ein Wissen über Pflanzen hast und wie findest du heraus, welche Pflanzen zu welchem Kunden passt?

Zelda //Wissen ist immer etwas, was ich mir aneigne. Wenn mich ein Thema interessiert, dann sauge ich alles an Wissen auf. Das ist dann eine Verbindung aus Eigenerfahrung, gelesenes und gehörtes Fachwissen, Erfahrungen anderer Menschen – also ein aufmerksames „durchs leben gehen“.
Am Ende entscheidet immer mein Kunde selbst, was er sich wünscht – ich höre aber genau hin, was sein Bedürfnis ist, wie viel Licht er hat und ich schaue, welchen Stil mein Kunde hat. Und dann ist da noch dieses Quäntchen Intuition – so weiß ich manchmal einfach, was der Kunde wünscht ohne, dass es vieler Worte bedarf.

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Die Tankstelle vor den Grindel Hochhäusern. Hammer! Was für ein tolles Gebäude und eine so passende Lokation für die ganzen Pflanzen. Ein kleiner Jungle am Rande von Eimsbüttel.

Wie kommt man auf solch ein Gebäude und was ist die Geschichte zur Tankstelle??

Zelda //Auf der Suche nach meinem Weg, forderte mich meine Ostheiopatin irgendwann auf eine Vision zu entwickeln und zu verbildlichen, wie ich gerne arbeiten möchte (da war die Idee von Winkel van Sinkel noch gar nicht entwickelt). Ich malte einen schmalen Raum, in dem links und rechts Waren, vor allem Keramik, standen – ausgesuchte, schöne teile. Im hinteren

Teil war ein kleines Büro und im mittleren Bereich ein Kassentresen und das besondere war der 60er Jahre Stil mit einem Messing Türknauf. Das war ein Teil meiner Vision – und dann kam dieses Jahr ein Facebook Post von TwoWheelsGood, denen ich folge, da ich die Inhaber, zwar nur flüchtig, aber länger, kannte. Doro und Fabian wollten ihre so liebevoll sanierte Tankstelle am Grindelberg abgeben – da musste ich nicht lange überlegen, es war nicht geplant, aber so eine Chance bekommt man nicht zwei mal im Leben. Also fragte ich die beiden, was ich tun müsste um den Mietvertrag übernehmen zu dürfen. Ein bisschen rechnen, ein bisschen Arbeit und drei Wochen später hatte ich einen Mietvertrag und nach 8 Wochen konnten wir unsere ersten Kunden begrüßen.

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// Photos & Written by: Uta Gleiser

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