…oder eine unglaublich, fantastisch, fiktive Geschichte

Ein Wohnwagen am Ende eines Ganges der diesjährigen Millerntor Gallery. Beim ersten Näherkommen bin ich mir nicht sicher, ob das Betreten gewollt ist, oder nicht. Fast so, als würde jemand noch an diesem Ort leben. Im Inneren finde ich Kleidungsstücke, alltägliche Gegenstände und Fotografien mit Portraits.

Im Waschbecken noch restliches Wasser mit Schaum, als hätte sich der hier Lebende eben noch rasiert. Dieser verlassene Wohnwagen ist eine Installation von Konstanze Habermann und Adelaida Cue-Bär. Erzählt wird die fiktive, wie fantastische Geschichte des Clown Browsky, seiner dreiarmigen Frau und deren Hund.

Ich bin von diesem Projekt völlig begeistert und besuche den Wohnwagen an jedem der vier Tage der Millerntor Gallery. Was mich fesselt sind die liebevollen Details, die nie arrangiert wirken, sondern eher zufällig – eine Intimität, die das ganze wirklich scheinen lässt. Eben ganz so, als ob es Clown Browsky, seine dreiarmige Frau und den Hund wirklich geben würde.

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Liebe Konstanze, du bist Fotografn, dass ist leider so ziemlich alles was ich von Dir weiß.

Erzähl doch bitte ein bisschen über Dich und wie es zu diesem Projekt kam?

Konstanze // Eigentlich wollte ich immer Malerin werden, habe dann aber Fotografie gelernt. Ich habe ohnehin immer sehr fotorealistisch gemalt, insofern war der Sprung

für mich nicht weit. Ich inszeniere Portraits und überlege mir für jede dieser Inszenierungen eine eigene Geschichte. Das ist ein wichtiger Teil meiner Arbeit. Oft brauche ich Wochen, bis ich das Bild in meinem Kopf zusammen getragen habe. Dann mache ich erste Skizzen oder baue eine Collage und dann erst organisiere ich das Fotoshooting und suche das passende Model.

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Konstanze // Mit Adelaida habe ich schon einige Bilder zusammen gemacht. Sie ist eine sehr tolle Kostümbildnerin und Künstlerin. Das Kostüm ist sehr prägend in meinen Fotografien und man bekommt viele Hinweise auf die inszenierte Persönlichkeit.

Eine befreundete Kuratorin, Dagmar Hanneger, hatte mich und Adelaida einmal gefragt ob wir eine gemeinsame Ausstellung in einem alten Wohnmobil machen könnten.

Die Anfrage war leider damals zu kurzfristig. Aber mir ging die Idee nicht aus dem Kopf und ich hatte große Lust ein reisendes Zu Hause zu inszenieren. Als die Millerntor-Gallery mich Anfang des Jahres fragte, ob ich dort ausstellen möchte, fiel mir diese Idee wieder ein. Ich habe Adelaida gefragt und sie hatte sofort zugesagt.

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Wie lange haben Adelaida und Du an der Geschichte des Clown Browsky gefeilt und gearbeitet?

Konstanze // Von der ersten Idee bis zur Vernissage vergingen etwa 6 Monate. Wir haben einen alten, verrotteten weissen Wohnwagen gekauft. Darin sah es aus wie in einem

Horrorfilm. Im Schrank befand sich ein gigantisches Wespennest und überall waren noch Überreste von jemandem, der früher darin zu wohnen schien. Das brachte mich aber wiederum auf die Idee, ebenfalls mit den Überresten von jemanden zu arbeiten und dort eine fiktive Lebensgeschichte zu erzählen. Die Hauptarbeit hat dann circa 3 Monate gedauert, es war wirklich sehr viel Arbeit mit vielen Wochenend- und Nacht-Schichten.

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Wird es weitere Gemeinschaftsprojekte, dieser Art geben und kann man the „Browsky Palace“ in der Zukunft noch bei anderen Events sehen?

Konstanze // “Browsky Palace” war bis vor Kurzem auf dem Artville und anschließend beim Dockville zu sehen. Es gibt verschiedene Überlegungen, an deren Umsetzung wir noch arbeiten müssen.

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Kannst Du Deine Art der Fotografe beschreiben und was Dich am meisten daran reizt

Konstanze // Viele Menschen sagen, dass meine Fotografien an Malerei erinnern. Und tatsächlich ist die klassische Malerei eine Inspiration für mich. Aber auch Filme, Musik und skurrile Geschichten geben mir Ideen für neue Bilder. Das Dokumentieren liegt mir nicht. Ich gehöre nicht zu der Sorte Fotograf, die etwas Interessantes auf der Strasse entdecken

oder einen besonderen Moment einfangen. Meine Bilder sind komplett konstruiert und nie spontan. In den Fotografien kann man immer wieder neue Details und Zusammenhänge entdecken, mir macht es sehr viel Spaß ganz kleine Dinge hier und da unterzubringen. So zum Beispiel findet man im Portrait von Browsky’s Mutter, der Vorseherin”, ein Bild von Browsky als Kind. Versteckt in ihrem Anhänger, welchen sie als Kette um den Hals trägt. Das sieht man nur wenn man ganz genau hinschaut.

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Wie ist Deine Verbindung zu Hamburg und gibt es noch Träume oder Projekte, die Du gerne umsetzten möchtest.

Konstanze // Hamburg ist mein Zu Hause, mehr kann ich dazu gar nicht sagen. Und die Träume finden meistens mich. Ich habe noch ein ganzes Buch voller Skizzen, die sicherlich bald zu neuen Arbeiten werden.

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// Photos & Written by: Uta Gleiser

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